TeacherSteelPan und JeKi: Jedes Kind ans Instrument?

An dieser Stelle möchte ich meine absolut subjektive Meinung zum Projekt "Jedem Kind ein Instrument" umreißen, als Musiker, als MusikPädagoge und als Lehrer an einer kommunalen Musikschule, nach mehr als 35 Jahren UnterrichtsTätigkeit.

Beginnen möchte ich allerdings mit der Wiedergabe einer Kritik von Tabea Zimmermann, die am 28.07.2010 in den Ruhrnachrichten Bochum erschienen ist:

Zitat Anfang

Kritik an Jeki: "Konzept fehlt"

BOCHUM. Als das Projekt "Jedem Kind ein Instrument" startete, setzte sich Tabea Zimmermann sehr dafür ein, wurde Mitglied im Kuratorium der Stiftung. Inzwischen hat sie sich fast völlig zurück gezogen. "Ein heikles Thema" sagt sie, "ich habe versucht, auf Probleme hinzuweisen, und mehr Qualität in das Programm zu kriegen".
Der Titel des Films über das Jeki-Projekt sagt es für sie treffend: "Ein Jahr mit vier Tönen". Sie kritisiert, "dass man so wenig lernt in einem Jahr. So wenig sollte man Kindern nicht zutrauen." Und sagt: "Wir versündigen uns an tausenden von Kindern."

Mit der Ausdehnung des Modells auf das Ruhrgebiet unter der Decke von Ruhr.2010 kam der Geldsegen, und "das Nichtkonzept wurde auf vier Jahre ausgeweitet". Zimmermann beklagt, dass falsche Grundlagen gelehrt würden, um gemeinsames Musizieren um jeden Preis zu erreichen. Musiklehrer, dafür ausgebildet, maximal drei Kinder in Gruppen zu unterrichten, stünden sieben Kindern gegenüber oder müssten auf mehrere Instrumente eingehen.

Materialsammlung erwünscht

"Die Musikschullehrer sind sehr engagiert", betont sie, "aber sie kriegen keine Hilfe". Zimmermann vermisst gute Sammlungen mit Material - welche Stücke für welche Instrumente geeignet sind.

Jeki hat für sie noch einen zweiten Haken. Der Kernbereich der Musikschule schrumpfe zugunsten von Jeki. Wenn die Kinder nach vier Jahren weiter machen wollen, fänden sie unter Umständen kein weiter gehendes Angebot. "Jeki muss die Musikschulen stärken, nicht schwächen." Zimmermann setzt auf die erneute Ausweitung auf das ganze Bundesland. Sie kennt einige Pläne: "Ich hoffe auf Verbesserungen."

Zitat Ende


Ich selbst habe mich mehrfach mit dem TeacherPan-Konzept als hauseigene MS-Fachkraft für das erste UnterrichtsJahr beworben, leider ohne Erfolg. ("Das finde ich ja wirklich ganz toll, Herr W., aber leider sind uns die Hände gebunden...") Seit 1974 unterrichte ich im ElementarBereich und war stets auf der Suche nach einer Möglichkeit, Musik wie eine Sprache zu lehren. Das Naheliegendste ist natürlich die Ausbildung über die Stimme, aber wir alle wissen, dass das Singen speziell in unserem BallungsRaum in den letzten Jahrzehnten zunehmend in den Hintergrund getreten ist und wir als MusikLehrer nur noch in AusnahmeFällen davon ausgehen können, dass in einer Familie tonal stimmig gesungene Lieder eine Rolle spielen. Wie kann ich da die TonhöhenWahrnehmung bilden?
Zu Beginn meiner BerufsLaufbahn war es in der MFE noch die BlockFlöte, davon habe ich sehr schnell Abstand genommen. Es gab SopranGlockenSpiele und regelrechte GlockenSpielKlaviere, die sich aber nur schwer transportieren ließen. Letzten Endes landete ich bei den allgegenwärtigen KlangBausteinen, die sich durch eine sinnvolle TonHöhe auszeichneten und im benötigten Umfang anschaffen ließen. Ihr Nachteil war, dass sie eben nur eine Ansammlung von Tönen waren, aber "kein richtiges MusikInstrument". Sie boten mir allerdings die Möglichkeit, ein sinnvolles SprachKonzept zu entwickeln, um Kindern eine GesangsStütze zu geben. Wie an anderer Stelle beschrieben, bekam ich 1999 die Chance, das Vorhandene auf die SteelPan zu übertragen und die PixiPan, sowie das TeacherPan-Ensemble zu entwickeln.
Nun bin ich der Meinung, dass speziell das erste UnterrichtsJahr an den Grundschulen eine noch die dagewesene Möglichkeit für die MusikSchulen darstellt. Aber wir laufen Gefahr, diese Gelegenheit durch Aktionismus und Event-Kultur im wahrsten Sinne des Wortes zu verspielen. Noch meinen die GrundSchulen, es fehlte ihnen etwas, wenn im SchulProgramm nicht der Begriff "JeKi" auftaucht. Aber können wir wirklich davon ausgehen, dass sich der gesamte StundenPlan weiterhin nach einer äußerst inhaltsschwachen WerbeVeranstaltung richtet? Diese Aussage beruht auf meinen Erfahrungen als FachLehrer einer MS, der im zweiten Jahr BlockFlöte und Klarinette, sowie als Krönung des Ganzen zwei Orchester Kunterbunt leitet. Klarinette ohne Zähne, für Kinder bei denen selbst die C-Version schlicht und ergreifend nicht handhabbar ist? Ein Orchester mit Kindern, die noch nie geübt haben, Gitarren und StreichInstrumente, die noch nie selbst gestimmt wurden?? Und das Argument der Verantwortlichen: "Wir müssen was anbieten, die Eltern zahlen schließlich dafür!" Dem ist nichts hinzuzufügen...

26.09.2010

Fortsetzung folgt - Kommentare bitte an die KontaktAdresse senden.

 

 


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